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Darmkrebs betrifft auch die Seele

Geschrieben von Petra Hunger | 20.10.2025

Wie geht man mit der Diagnose Krebs um – sowohl körperlich als auch seelisch? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Veranstaltung „Zwischen Angst und Hoffnung “ im Krankenhaus Weilheim. Im Rahmen der „Woche der Seelischen Gesundheit“ hatte die Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern einen Infotag organisiert, der den Zusammenhang von Darmkrebs und Psyche in den Fokus rückte.

Experten aus Medizin, Psychologie und Naturheilkunde gaben an Infoständen sowie mit Hilfe von Fachvorträgen praxisnahe Einblicke in moderne Therapien und den Umgang mit seelischen Belastungen. Gleichzeitig machten sie den Besuchern Mut, über Angst und Hoffnung offen zu sprechen. Etwa 100 Betroffene und Angehörige nahmen dieses Angebot wahr.

Informative Experten-Vorträge

Dr. Sophie-Charlotte Fehenberger, Oberärztin in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie Weilheim, unterstrich in ihrem Vortrag die Bedeutung der Darmkrebsvorsorge und stellte typische Warnzeichen wie Blut im Stuhl, veränderte Stuhlgewohnheiten oder unerklärlichen Gewichtsverlust dar. Sie betonte: „Darmkrebsvorsorge ist die Chance, Polypen als Vorstufe einer Krebserkrankung zu entfernen bzw. Krebs im Frühstadium zu erkennen, wenn Heilung am wahrscheinlichsten ist.“ Im Krankenhaus Weilheim wird die Darmkrebsvorsorge standardmäßig und ohne Zusatzkosten mit einem KI-gestützten Endoskopie-Gerät durchgeführt, das kleinste Polypen schnell und sicher erkennt.

Über Risikofaktoren für Darmkrebs, wie etwa wie die genetische Veranlagung, ballaststoffarme Ernährung, übermäßiger Fleischkonsum und Übergewicht sprach Prof. Dr. Dr. Reinhold Lang, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in Weilheim. Er hob die Vorteile der roboter-assistierten Darmkrebs-Chirurgie mit dem Da-Vinci-System hervor: Präzise Schnitte, minimale Narben, weniger Blutverlust und eine schnellere Genesung. „Präzision im OP-Saal bedeutet eine bessere Lebensqualität danach“, so Prof. Lang. Er ergänzte: „Für den Patienten heißt das: Weniger Schmerzen, kleinere Narben und eine schnellere Rückkehr in den Alltag.“

Der Leiter des Gesundheitsamts Weilheim-Schongau, Dr. Stefan Günther, machte deutlich, dass eine Darmkrebserkrankung auch das seelische Gleichgewicht stark beeinflussen kann. „Krebs ist nie nur ein körperliches Problem“, sagte Dr. Günther. Auch die Seele brauche Pflege und konkrete Hilfsangebote, damit Menschen ihren Alltag weiter gestalten könnten. Veränderungen in der Partnerschaft oder im Beruf seien häufige Belastungen. Dr. Günther hob hervor, wie wichtig dabei die psychosoziale Unterstützung sei.

Psychoonkologe Dr. Simon Moll beschrieb Verluste und Belastungen, die Betroffene im Rahmen einer Krebsdiagnose häufig erleiden. Er erklärte, dass Krebsangst viele Gesichter habe und unterschiedliche Faktoren wie junges Alter, depressive Vorerkrankungen oder fehlende Informationen den mit ihr verbundenen psychischen Stress verstärken könnten. „Wer Raum und Zeit findet, um eigene Ängste und Sorgen zu verstehen, kann auch nach einer Krebsdiagnose wieder handlungsfähig werden“, riet er den Zuhörenden.

Heilpraktikerin und Apothekerin Marianne Porsche-Rohrer zeigte Wege auf, wie Betroffene ihre Resilienz stärken können. Dazu gehören bewusste Atmung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Flüssigkeit – mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag – und Entspannungsübungen wie Yoga. Auch Heilpflanzen wie Baldrian, Melisse oder Johanniskraut können unterstützend wirken. Porsche-Rohrer: „Kleine, tägliche Rituale wie atmen, Bewegung und ausreichend Trinken sind das Handwerkszeug für mehr seelische Stabilität in stürmischen Zeiten.“

Information und Austausch an den Ständen

Ergänzend zu den Fachvorträgen konnten sich die Besucher an zahlreichen Informationsständen beraten lassen. Prosoma stellte das Programm Living Well Plus vor, das eine flexible psychoonkologische Begleitung bietet. Es handelt sich um eine App mit Lern- und Übungseinheiten in Kombination mit persönlichen Gesprächen mit Psychoonkologen.

Das Netzwerk Psychoonkologie 5-Seen-Oberland informierte über regionale Beratungsstellen und Hilfsangebote, während die Tagesstätte Clubhaus Weilheim Einblicke in ihre tagesstrukturierenden Angebote für Menschen mit psychischen Belastungen gab. Auch Onko Oberland war vertreten. Das Netzwerk zeigte, wie eine gute Vernetzung in der onkologischen Versorgung Betroffenen Sicherheit geben kann. Claudia Sontheimer, eine zertifizierte Yoga-Trainerin, war mit dem Thema „Yoga und Krebs“ vertreten.

Die Selbsthilfekontaktstelle des Gesundheitsamts Weilheim-Schongau präsentierte gleich mehrere Gruppen, darunter Talk About Soul, die Selbsthilfegruppe Krebs sowie die Selbsthilfegruppe Depression, Angst und Zwänge Weilheim. Zudem bot Marianne Porsche-Rohrer naturheilkundliche Literatur und praktische Tipps zum Umgang mit seelischer Belastung an.