Die interdisziplinäre Notaufnahme des Krankenhauses Weilheim wurde umfassend modernisiert und erfüllt nun die Anforderungen der erweiterten Notfallversorgung (Stufe 2). Damit stärkt die Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau die regionale Akutversorgung nachhaltig. Neue Strukturen, optimierte Abläufe und eine enge Zusammenarbeit der Fachbereiche sichern eine schnellere, effizientere und patientenorientierte Behandlung im Ernstfall.
In Deutschland war die Notfallversorgung lange durch das Notarztsystem außerhalb der Klinik geprägt. In Ländern wie den USA, Kanada, Australien oder Neuseeland übernehmen dagegen spezialisierte Notfallmediziner die Akutversorgung im Krankenhaus.
Bei uns wurde die innerklinische Notfallversorgung bislang von allen Fachabteilungen einer Klinik getragen. Doch mit wachsenden Patientenzahlen geriet dieses System an seine Grenzen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) reagierte darauf, und beschloss, ein gestuftes System von Notfallstrukturen einzuführen, um einheitliche Versorgungsstrukturen zu schaffen, die Notaufnahmen durch eine bessere Patientensteuerung zu entlasten und damit die klinische Notfall-Versorgung qualitativ zu verbessern. Eine zentrale, eigenständige und fachübergreifende Notaufnahme wurde für Krankenhäuser Voraussetzung, um an der Notfallversorgung teilnehmen zu können.
Die Interdisziplinäre Notaufnahme am Krankenhaus Weilheim wurde nach umfangreicher Neuorganisation und aufwändigen Umbaumaßnahmen vollständig auf die Anforderungen dieser erweiterten Notfallversorgung (Stufe 2) vorbereitet. Damit hat die Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau einen wichtigen Meilenstein für ihr Ziel erreicht, die Notfallversorgung im Landkreis langfristig zu sichern und Patienten noch schneller, sicherer und effizienter zu behandeln.
„Die Anforderungen für die erweiterte Notfallstufe sind hochkomplex. Umso mehr freut es mich, dass wir diesen Meilenstein erreicht haben. Das war eine großartige Teamleistung“, erklärt Stephen Bodenberger, Ärztlicher Leiter der Interdisziplinären Notaufnahme in Weilheim. Er ergänzt: „Der Umbau war weit mehr als nur ein bauliches Projekt. Es ging um tiefgreifende Veränderungen in Abläufen, Zusammenarbeit und die Einführung einer interdisziplinären Denkweise. Dass wir diesen Prozess im laufenden Betrieb erfolgreich gestalten konnten, ist dem hohen Engagement aller Beteiligten und der Unterstützung durch die etablierten Fachabteilungen zu verdanken.“
Im Zentrum der Notaufnahme entstand eine neue Beobachtungsstation (Decision Unit). Dort können Patienten bei schwieriger Diagnosefindung oder mit kurzer Behandlungsdauer maximal 24 Stunden bleiben. Der „Durchlauf“ in der Notaufnahme wird dadurch beschleunigt, Wartezeiten werden verkürzt.
Parallel dazu wurde die Chest Pain Unit in die Notaufnahme integriert und mit zwei neuen Schockräumen neben das Herzkatheterlabor verlegt. Die Akutversorgung von Herz-Kreislauferkrankungen findet seitdem in nur noch einem Bereich des Krankenhauses statt. Der neu konzipierte neurologische Aufnahme- und Versorgungsraum liegt an der Liegend-Anfahrt nahe der Radiologie. Die Lage und verbesserte Abläufe ermöglichen die Einsparung von Rüst-, Umlagerungs- und Wegezeiten bei der Behandlung von zeitkritischen Krankheitsbildern wie etwa dem Schlaganfall.
Auch der zentrale Triage-Punkt wurde baulich und organisatorisch umstrukturiert. Ein Notfallkoordinator stellt sicher, dass jeder Patient nach einem strukturierten Ersteinschätzungsverfahren aufgenommen wird. Das Einbahnstraßenprinzip sorgt dafür, dass Patienten direkt in die richtige Behandlungseinheit geleitet werden. Gleichzeitig erfolgt die standortübergreifende Notfall-Koordination: Das Notaufnahmeteam aus Weilheim stärkt die Notfall-Versorgung im gesamten Verbund durch die Übernahme der Notarztdienste tagsüber an beiden Standorten, Weilheim und Schongau.
Die tägliche Frühbesprechung am Visualisierungsboard sorgt für eine stetige Verbesserung der Abläufe. Engpässe werden frühzeitig erkannt, die Zuweisung von Behandlungsplätzen wird optimiert und die geforderte Door-to-triage-Zeit von unter zehn Minuten kann zuverlässig eingehalten werden. Dies ist laut Bodenberger „ein entscheidender Faktor für Patientensicherheit“.
Zudem wurde ein ärztlicher Hintergrunddienst eingerichtet, der an Wochenenden und in der Nacht aktiv ist. Er unterstützt die Teams bei Schockraum-Einsätzen, Überlastungssituationen und organisatorischen Herausforderungen, damit die Versorgung auch zu Spitzenzeiten stabil bleibt. Bodenberger: „Auch kritische Notfälle können jederzeit optimal betreut werden.“
Ein gemeinsames Büro für Pflegekräfte und Ärzte fördert Zusammenarbeit, Fortbildung und Projektentwicklung. Bodenberger betont: „Ich danke allen Kollegen – ob in Pflege, ärztlichem Dienst, Technik, IT, Medizincontrolling oder Verwaltung – für ihre Geduld, Offenheit und ihren Einsatz. Nur durch dieses gemeinsame Engagement konnten wir den Umbau und die organisatorischen Neuerungen erfolgreich umsetzen.“