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Projekt Brückenschlag

Geschrieben von Isa Berndt | 22.06.2021

Projekt „Brückenschlag“ bringt Spitzenmedizin aufs Land: „Für Patient*innen aus der Region das Beste“

Kooperationprojekt des Universitätsklinikums rechts der Isar in München mit der Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau und dem Ärztlichen Kreisverband Weilheim-Schongau.

Wie können Patient*innen, die auf dem Land leben, besser und schneller von der Expertise eines Universitätsklinikums profitieren? Eine Antwort darauf gibt das Projekt „Brückenschlag“. Ziel dieser Kooperation des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) mit der Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau und dem Ärztlichen Kreisverband Weilheim-Schongau ist es, eine optimale Versorgung von Patient*innen aus der Region zu erreichen. Schirmherrin dieses Projekts ist Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt die TUM.

Es ist eine Brücke, die Kreiskliniken auf dem Land mit einem Supramaximalversorger in der Großstadt bis hin zu niedergelassenen Ärzt*innen am Wohnort der Patient*innen verbindet: „Das war die Grundidee einer Zusammenarbeit zwischen unserem Universitätsklinikum und dem Kreiskrankenhaus Weilheim-Schongau: eine Verbindung zwischen diesen Versorgungsgruppen herzustellen, ohne großen organisatorischen Aufwand“, sagt Prof. Markus Schwaiger, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums rechts der Isar. „Unser Ziel ist es, damit die Versorgung der Bevölkerung vor Ort zu verbessern – indem wir unterstützend wirken und die Medizin vor Ort durch Ratschläge und telemedizinische Möglichkeiten verstärken.“ Prof. Andreas Knez, Ärztlicher Direktor des Krankenhauses Weilheim-Schongau, formuliert es so: „Die Universität geht aufs Land, der Landversorger in die Praxen. Zusammen versuchen wir, für die Patienten das Beste in der Medizin zu erreichen.“


Das ist auch Ilse Aigner, Landtagspräsidentin und Schirmherrin des Projekts, ein großes Anliegen. „Ich halte es für entscheidend, dass die Möglichkeiten und das Wissen der universitären Medizin und Forschung so vielen Menschen wie möglich zugänglich gemacht werden – nicht nur den Patientinnen und Patienten in der Stadt, sondern gerade auch denen auf dem Land“, betont Aigner. „Dank innovativer Technik und dem wunderbaren Gedanken, dass man gemeinsam mehr für alle erreicht, leistet das Projekt Brückenschlag dafür einen wichtigen Beitrag.“ Die wissenschaftliche Begleitung im Forschungsprojekt b4 übernimmt die Technische Universität München. Dadurch werde sichergesellt, „dass die Synergieeffekte später auch von anderen Regionen in Bayern genutzt werden können“, sagt Aigner. „Deshalb habe ich sehr gern die Schirmherrschaft übernommen.“

Schwaiger spricht von einer „sehr erfolgreichen Kooperation“, zu der Andrea Jochner-Weiß, Landrätin im Landkreis Weilheim-Schongau, den Grundstein gelegt habe. Sie sei mit einer Delegation ans Universitätsklinikum rechts der Isar gereist, um die Idee vorzustellen. Den Nutzen der Kooperation für Patient*innen auf dem Land fasst Knez so zusammen: „Für unser Haus der Grundversorgung geht es natürlich darum, Know-How und hochtechnische, universitäre Medizin aufs Land und damit in die Breite zu bringen.“

Wie das Projekt „Brückenschlag“ die Versorgung der Patient*innen konkret verbessert, zeigt folgendes Beispiel: Wer in Weilheim einen Schlaganfall erleidet, wird sofort ins nächstgelegene Krankenhaus in Weilheim gebracht. Denn bei einem solchen Verdacht muss es schnell gehen, um bleibende Schäden zu verhindern. In der Kreisklinik müssen Patient*innen aber nicht auf die Expertise des Universitätsklinikums rechts der Isar verzichten: Die Spezialist*innen in München beraten ihre Kolleg*innen auf dem Land per Telekonsil, die am besten geeignete Behandlung zu finden. Am Bildschirm bewerten sie dazu computertomografische Aufnahmen aus Weilheim. Per Videoschalte können sie, unterstützt von Kolleg*innen vor Ort, sogar einfache klinische Untersuchungen vornehmen. Ist ein kathetergestützter Eingriff nötig, fährt ein Neuroradiologe nach Weilheim, um diesen selbst durchzuführen. Denn hierfür ist besonders viel Wissen und Erfahrung nötig.

 

© argum Falk Heller

Wissenstransfer in der Ausbildung von Ärzt*innen und Pflegenden

Maßstäbe setzt das Projekt „Brückenschlag“ auch im Bereich Wissenstransfer: So hospitieren Ärzt*innen vom Land in der Stadt, um dort ihre Erfahrung zu erweitern. Umgekehrt kommen Mediziner*innen aus dem Universitätsklinikum rechts der Isar ins Krankenhaus Weilheim, weil sie dort „ganz einfache Operationen durchführen können“, erklärt Knez. Auch das ist wichtig, „eine Win-Win-Situation also“. Expert*innen der Universitätsklinik schulen ihre Kolleg*innen auf dem Land auch darin, Hightech-Geräte wie den erst im Oktober 2020 im Krankenhaus Weilheim installierten OP-Roboter „da Vinci Xi“ noch breiter anwendbar zu machen. Denn: „Es ist natürlich nicht nur das Gerät, das eine gute Medizin ausmacht, sondern auch die Bedienung“, sagt Schwaiger. „Hier geht es hauptsächlich darum, in der Ausbildung eng zusammenzuarbeiten.“

 

 

Diese Zusammenarbeit betrifft auch den Bereich der Pflege: „Wir haben im Landkreis eine Pflegeschule und bieten den Pflegenden jetzt die Möglichkeit, sich an einem universitären Haus weiterzubilden“, sagt Knez. „Das ist sehr attraktiv. Wir merken das auch daran, dass wir bei Bewerberinnen und Bewerbern viel Interesse für diesen Beruf wecken.“ Davon will auch das Universitätsklinikum profitieren. „Hier hoffen wir, dass der Vorteil auf unserer Seite ist – weil es gerade in München extrem schwierig ist, Pflegepersonal zu rekrutieren“, sagt Schwaiger. Können sich Pflegende früh in der Ausbildung mit der Arbeit in einem Universitätsklinikum vertraut machen, könnte das Hemmungen abbauen, sich dort für eine Stelle zu bewerben.

 

„Mit dem Projekt Brückenschlag sind wir auf dem richtigen Weg“

Doch gerade die Einbindung niedergelassener Mediziner*innen ist es, die „das Projekt Brückenschlag so einzigartig macht“, sagt Knez. Praxisärzt*innen können darin direkt mit Expert*innen am Universitätsklinikum in München kommunizieren und Patient*innen mit diesem Wissen wann immer möglich selbst vor Ort behandeln. Andernfalls überweisen sie diese nach München, können aber sicher sein, dass ihre Patient*innen nach der Behandlung im Universitätsklinikum auch wieder zu ihnen zurück geschickt werden. „Unser Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen“, sagt Dr. Karl Breu, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Weilheim-Schongau. „Deshalb brauchen wir eine möglichst nahtlose, bedarfsgerechte vernetzte Versorgung, die sich an den Patientinnen und Patienten und ihren Lebenswelten orientiert. Mit dem Projekt Brückenschlag sind wir auf dem richtigen Weg.“ Das sieht auch Schwaiger so: „Wenn der Patient den Übergang von ambulanter zu stationärer Behandlung überhaupt nicht bemerkt, sondern wir ihn dabei unterstützen, alle Vorteile des exzellenten deutschen Gesundheitssystems wahrnehmen zu können – dann ist unser Ziel erreicht.“