Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Durchschnittlich alle zehn bis 15 Jahre nach der Implantation einer Knieprothese ist eine Knierevision, also ein Wechsel des künstlichen Knies, angezeigt. Bei diesem Eingriff werden einzelne Anteile einer Prothese oder die gesamte Prothese im Kniegelenk ausgetauscht. Ein Teilersatz ist möglich, da alle Anteile für eine Revision einzeln verwendbar sind und die Wechseloperation somit ganz individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmt werden kann. Die normale Verschleißerscheinung der Implantate oder eine Lockerung der Knieprothese erfordert die Revision, die den Betroffenen wieder die volle und schmerzfreie Funktion des künstlichen Knies zurückgibt. Wie der Eingriff abläuft, welche Risiken damit verbunden sind und was im Anschluss an die Operation unbedingt zu beachten ist, haben wir in diesem Beitrag für Sie zusammengefasst.
INHALTSVERZEICHNIS
Muss eine bereits implantierte Knieprothese erneut operiert werden, spricht man von einer Knierevision oder einem Prothesenwechsel. Der Eingriff ist auch bekannt unter den Bezeichnungen Knie-TEP-Wechsel beziehungsweise Revisions- oder Wechseloperation eines künstlichen Knies. Nicht selten muss dabei eine bislang ungekoppelte Knieprothese durch ein teilgekoppeltes oder gekoppeltes künstliches Kniegelenk getauscht werden. Zum Einsatz kommen bei einer Knierevision achsgeführte Knieprothesen, die mit zusätzlichen langen Stielen im Knochen fest verankert werden.
Manchmal ist es aber auch ausreichend, abgenutzte Komponenten der Prothese zu erneuern. Revisionsprothesen für das Knie sind aus mehreren Einzelteilen modular aufgebaut, können daher individuell miteinander kombiniert und an die jeweilige Patientensituation angepasst werden.
In der Klinik für Unfallchirurgie/Orthopädie werden jeweils sämtliche Verletzungen des Bewegungsapparates behandelt. Durch eine eng verzahnte interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kliniken für Anästhesie und Intensivmedizin, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie, Kardiologie und der Radiologischen Diagnostik können so selbst komplexe traumatologische Probleme in unserer Einheit therapiert werden
Die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie wird vom Chefarzt Dr. Thomas Löffler geleitet.
Wie merken Betroffene, wann ein künstliches Knie locker ist und aus diesem oder einem anderen Grund eine Revision erforderlich wird? Die Notwendigkeit einer Wechseloperation am Knie macht sich meist durch eine mit örtlichen und chronischen Schmerzen einhergehenden Instabilität des Kniegelenks oder eben der Lockerung der Knieprothese bemerkbar. Eine weitere häufige Ursache für die Erfordernis eines Austauschs ist die Infektion einer Prothese. Aber auch ein Sturz oder die Auslockerung der Prothese kann ein Grund für einen erforderlichen Wechsel sein.
Eine Knierevision ist durchschnittliche etwa zehn bis 15 Jahre nach der Erstimplantation eines künstlichen Kniegelenks notwendig. Die Haltbarkeit der Prothese ist jedoch ganz individuell von unterschiedlichen Einflussfaktoren abhängig, etwa
Die Behandlungsergebnisse nach der Implantation eines künstlichen Kniegelenks sind überwiegend sehr gut. Wie bereits dargelegt, kann aufgrund von Verschleißerscheinungen nach mehreren Jahren allerdings auch mal eine Lockerung der Prothese auftreten. Dabei kommt es insbesondere zu Belastungsschmerzen am Knie. Dies kann dann wiederum zu einer Bewegungseinschränkung des Knies führen. Zudem ist in diesem Stadium mit deutlichen Schwellungen und aufgrund der Instabilität des Gelenks gegebenenfalls mit unangenehmen Geräuschen beim Gehen zu rechnen.
Bei einer Lockerung der Knieprothese ist eine umfangreiche Diagnostik entscheidend, in deren Verlauf die Ursachen der Beschwerden genau eruiert werden. Eventuell entscheidet der behandelnde Arzt, eine Gelenkspiegelung durchzuführen, bei der Gewebe und Gelenkflüssigkeit entnommen werden, um Hinweise auf eine etwaige Infektion zu erhalten.
Letzten Endes ist bei einer gelockerten Knieprothese aber ein operativer Eingriff unumgänglich. Hierbei sollte sogar möglichst schnell gehandelt werden, um einen vermeidbaren Verlust an Knochen oder eine Weichteilreizung rechtzeitig zu vermeiden. Der Wechseleingriff wird individuell auf die Situation des jeweiligen Patienten zugeschnitten, auch im Hinblick auf die neue Endoprothese und deren Verankerungsmethode.
Es kann vorkommen, dass eine Knieprothese durch Bakterien infiziert wird. Auch in diesem Fall muss die Knieprothese durch eine neuerliche Operation gewechselt werden. Hierbei wird die alte Narbe geöffnet und über diesen Zugang anschließend die bisherige Knieprothese entfernt. Der Knochen muss antibiotisch und chirurgisch behandelt werden. Erst im Anschluss an eine vollständige Ausheilung des Infekts ist an den Wiedereinbau einer neuen Prothese zu denken.
Die Wechseloperation einer Knieprothese erfolgt in sehr ähnlicher Weise zur primären Prothese. Hierfür wird, wie schon kurz erwähnt, zudem der bereits vorhandene Zugang verwendet, über den zunächst die einliegende Prothese entfernt wird. Danach wird die Gelenkkapsel geöffnet, Anteile der alten Knieprothese werden herausgenommen. Nun können die Knochenoberflächen für die neue Prothese vorgefräst werden. Im Anschluss wird die neue Prothese probenhaft eingebaut und justiert. So werden Funktion, Bewegungsumfang und Stabilität getestet und optimiert.
Verlaufen diese Proben zufriedenstellend, können als nächstes die neuen Prothesenteile eingeführt und festzementiert werden. Die Gelenkkapsel und das Unterhautgewebe werden wieder verschlossen, die Wunde vernäht und mit Kompressionsverbänden versorgt. Somit lassen sich nachfolgende Komplikationen und postoperative Schmerzen verhindern oder zumindest deren Auftreten minimieren.
Neben den allgemeinen operativen Risiken, wie z.B. die Venen-Thrombose oder die Embolie, gibt es spezifische Komplikationsmöglichkeiten in der Revisions-Endoprothetik. Hierzu gehören etwa Verklebungen und Verwachsungen im Kniegelenk, die zu einer Einschränkung der Beweglichkeit nach der Operation führen können. Diese Komplikationen treten verstärkt dann auf, wenn das Knie im Nachgang der Operation nicht frühzeitig genug wieder bewegt wird. Im schlimmsten Fall müssen diese Verklebungen sogar operativ nachbehandelt werden. Zunächst wird man aber immer versuchen, die Beschwerden mit intensiver Krankengymnastik in den Griff zu bekommen.
Insgesamt kommt es bei einer Knie-Revisionstherapie relativ selten zu Komplikationen, dennoch können in Einzelfällen aber auch Entzündungen und Vereiterungen nicht ganz ausgeschlossen werden. Diese Gefahren bestehen leider immer beim Einbau von Fremdkörpern in den menschlichen Körper. Begünstigt wird das Auftreten von Infektionen vor allem durch bereits vorhandene Entzündungsherde oder bestehende Vorerkrankungen, die mit einer Schwächung der körperlichen Abwehrkräfte einhergehen.
Nach dem Knie-TEP-Wechsel steht zunächst viel Krankengymnastik auf dem Programm. Um möglichst schnell wieder mobil und damit selbständig zu werden, kann auch eine stationäre Reha-Maßnahme angezeigt sein. Patienten müssen damit rechnen, dass sie für acht bis zehn Wochen nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen können. Danach sollte aber auch das Autofahren wieder problemlos möglich sein. Etwa zwölf Wochen nach der Operation sind auch sportliche Aktivitäten, wie beispielsweise das Radfahren, wieder erlaubt. Insgesamt ist von einer Arbeitsunfähigkeit des Patienten von circa zwölf Wochen auszugehen. Alles in allem sollte das Knie aber für einen Zeitraum von etwa sechs Monaten noch möglichst geschont werden, bis eine volle Belastung wieder uneingeschränkt möglich ist.