Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Krankhafte Erweiterung der Hauptschlagader des Menschen (Aorta), die wie eine tickende Zeitbombe im Körper betrachtet werden kann. Dieses Aneurysma kann sich im Bereich der Brust oder des Bauchraums befinden. Zunächst verursacht das Aorten-Aneurysma in der Regel keine Symptome. Doch mit zunehmender Größe steigt das Risiko, dass das Aneurysma platzt, und der Patient verblutet. Nicht immer ist eine Operation daher zu umgehen, wenn die Diagnose „Aorten-Aneurysma“ lautet.
Lesen Sie mehr darüber, wie ein Aorten-Aneurysma entstehen kann, welche Risikofaktoren dazu beitragen, und wie Sie reagieren, wenn Sie von der Erkrankung betroffen sind. Auch zur Vorbeugung gibt es ein paar Tipps!
INHALTSVERZEICHNIS
Die Definition des Aorten-Aneurysmas lautet: Es handelt sich um eine Erweiterung der Hauptschlagader, die sich üblicherweise in sackförmiger Ausrichtung zeigt. Durch Schwachstellen im Gewebe können diese Ausbuchtungen entstehen. Der Druck, den der Blutfluss im Körper auf natürliche Weise verursacht, kann eine zunächst kleine und harmlose Ausweitung noch stärker ausdehnen. Damit steigt das Risiko einer Ruptur.
Reißt ein Aorten-Aneurysma, ist sofort das größte menschliche Blutgefäß betroffen, und eine starke Blutung droht. Diese kann für den Patienten lebensbedrohlich sein, da sie ihn bei zu später Behandlung innerlich verbluten lässt. Daher muss ein Aorten-Aneurysma, einmal diagnostiziert, engmaschig beobachtet und gegebenenfalls auch operiert werden.
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In neun von zehn Fällen tritt das Aorten-Aneurysma bei den Patienten im Bauchraum auf. Seltener sind die Ausstülpungen der Gefäße im Bereich der Brust. Das Brust-Aneurysma ist dafür oft etwas größer als das Bauch-Aneurysma.
Ein Aorten-Aneurysma betrifft im Allgemeinen rund 40 Personen von 100.000 Menschen, Männer deutlich häufiger als Frauen. Außerdem sind es in der Regel Patienten über 65 Jahre, die an einem Aorten-Aneurysma leiden.
Die Gefäßwand der Aorta, also der Hauptschlagader des menschlichen Körpers, verfügt über mehrere Schichten, die den Blutfluss schützen. Diese Schichten und die gesamten Wände können jedoch verschleißen.
Durch eine ungünstige Kombination von solch ausgeleierten Gefäßwänden in der Aorta und einem erhöhten Druck beim Blutfluss im Körper kann eine Ausbuchtung entstehen. Ist sie um mehr als 50 Prozent gegenüber der üblichen Größe erweitert, spricht man von einem „Aorten-Aneurysma“.
In einigen Fällen ist das fortschreitende Alter die Ursache dafür, dass die Gefäßwände ausleiern oder anderweitig eine Möglichkeit zur Entstehung eines Aorten-Aneurysmas schaffen. Manchmal stecken aber auch Probleme durch Erkrankungen wie Arteriosklerose, die Verkalkung der Arterien, dahinter. Ein unbehandelter Bluthochdruck kann den Druck auf die Gefäße zusätzlich erhöhen und die Ausbuchtung beschleunigen.
Weitere Risikofaktoren sind:
Neben dem Alter stellt das Rauchen einen der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung eines Aorten-Aneurysmas dar. Wer also mit dem Rauchen aufhört, reduziert sein Risiko für die Entstehung eines Aneurysmas deutlich!
Infektionen sind eine sehr seltene Ursache für die Entstehung von Aneurysmen. Ebenso wie andere erworbene Gewebsschädigungen.
Das Marfan-Syndrom ist eine sehr seltene, angeborene Schwäche des Bindegewebes, die zu Ausweitungen in Blutgefäßen führt. Leiden Sie an dem Marfan-Syndrom, ist eine engmaschige Kontrolle hinsichtlich der möglichen Entstehung eines Aorten-Aneurysmas ratsam. Auch bei Verdacht auf das Syndrom sollten Sie es ärztlich abklären lassen.
Bei allen Aneurysmen, aber speziell beim Bauchaorten-Aneurysma, ist das männliche Geschlecht ebenfalls ein Risikofaktor, da Männer deutlich häufiger betroffen sind als Frauen. Das Bauchaorten-Aneurysma tritt ebenfalls gehäuft innerhalb der Familie auf. Haben Sie nahe Angehörige, die an einem solchen Aneurysma erkrankt sind, besteht auch für Sie ein potenziell höheres Risiko.
Ein Aorten-Aneurysma bleibt in der Regel lange Zeit symptomfrei; deshalb kann es so gefährlich werden. Es ist also wichtig, dass es durch eine rechtzeitige Untersuchung entdeckt wird!
Daher wird empfohlen, dass bei jeder Patientin und jedem Patienten ab dem 65. Lebensjahr wenigstens einmal eine Ultraschalluntersuchung der Bauchschlagader durchgeführt wird. In einem fortgeschrittenen Stadium richten sich die Beschwerden nach der Lokalisation.
So können die folgenden Symptome für ein Bauchaorten-Aneurysma stehen:
Mit diesen Symptomen ist ein Brustaorten-Aneurysma wahrscheinlicher:
Wenn das Aneurysma geplatzt ist, kommt es mitunter zu den folgenden Beschwerden:
Normalerweise erfolgt die Diagnose „Aorten-Aneurysma“ als Zufallsbefund. Der Patient kommt zu einer Routineuntersuchung oder Vorsorge, hat Probleme mit der Verdauung oder der Atmung.
Ein Brustaorten-Aneurysma wird bei einer Röntgenaufnahme der Lunge, ein Bauchaorten-Aneurysma bei Untersuchungen des Bauchraums per Ultraschall entdeckt. Auch kann es sein, dass das Aneurysma im Bauchraum vom Arzt ertastet wird. Dann handelt es sich um eine Ausbuchtung, die sich im Takt des Pulsschlags bewegt. Vorwiegend bei schlanken Menschen kann eine solche Tastuntersuchung schon erfolgreich sein.
Weiterführende Untersuchungen wie eine Computer- oder Magnetresonanz-Tomografie bestätigen den Verdacht und geben Aufschluss über die genaue Lage und Größe des Aneurysmas. Anschließend wird über die weitere Behandlung gesprochen.
Die Prognose für den Patienten ist gut, sofern das Aneurysma rechtzeitig entdeckt wird. Dann ist mitunter nicht einmal eine Operation notwendig. In anderen Fällen, wenn das Aorten-Aneurysma besonders groß ist oder schon Probleme verursacht hat, muss operiert werden.
In der Klinik für Gefäß- & Endovaskularchirurgie bieten wir Ihnen modernste Methoden zur Diagnostik und Therapie von Gefäßkrankheiten an. Unser Spektrum reicht unter anderem von der Behandlung akuter und chronischer Durchblutungsstörungen (z. B. Schaufensterkrankheit) über die Beseitigung von Halsschlagaderengen bis zur Ausschaltung krankhafter Aussackungen von Schlagadern (z. B. Bauchschlagader-Aneurysma), vom Krampfaderleiden über das offene Bein bis hin zum diabetischen Fuß.
Normalerweise wird ein Aneurysma nur dann therapiert, wenn es eine bestimmte Größe erreicht hat oder ein besonderer Risikofaktor bei dem betroffenen Patienten vorliegt. Kleine, symptomlose Aorten-Aneurysmen werden regelmäßig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung kontrolliert.
Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und Asthma, die den Druck des Blutflusses im Körper steigern und somit die Rupturgefahr des Aneurysmas erhöhen, werden ebenfalls behandelt. Medikamente und bestimmte Verhaltensweisen, zum Beispiel die richtige Atmung unter Belastung oder die Vermeidung schwerer Lasten, sind möglichen Maßnahme, um das zu erreichen.
Risikofaktoren, die vermeidbar sind, werden, so gut es geht, abgesenkt. Zum Beispiel sollten Betroffene nicht mehr rauchen!
Aber: Sofern ein Aorten-Aneurysma die Größe von etwa 5,5 Zentimetern Durchmesser erreicht hat, schnell an Größe zunimmt oder bestimmte Vorerkrankungen wie das Marfan-Syndrom bestehen, empfiehlt der Arzt eine Operation.
Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten für eine Aorten-Aneurysma-Operation: das endovaskuläre Verfahren (Stent) und die offene Operation.
Am häufigsten kommt heute das minimalinvasive endovaskuläre Verfahren zum Einsatz. Dabei wird in Voll- oder Teilnarkose, manchmal auch nur in örtlicher Betäubung, eine kleine Stent-Prothese durch die Leistenarterie bis zur Aussackung im Gefäß geschoben. Nach der korrekten Platzierung wird der Katheter während der Operation wieder entfernt. Die Prothese entfaltet sich im Inneren des Aortenaneurysmas und trennt es zuverlässig vom übrigen Blutstrom. Das Blut fließt durch den Stent, die Gefäßwand wird entlastet. Die Prothese besteht aus einem Metallgeflecht, das mit Kunststoff umhüllt ist.
Bei dieser Operationstechnik ist ein Klinikaufenthalt von wenigen Tagen nötig, die Genesung ist sehr schnell. Im Anschluss erfolgen regelmäßige Kontrollen mit dem Ultraschall.
Die offene Operation ist die andere Alternative für Patienten mit einem Aortenaneurysma. Dabei handelt es sich um den klassischen Bauchschnitt. Auch hier wird eine Prothese im Bereich des Aneurysmas eingesetzt, doch zuvor wird die Ausbuchtung im Gefäß vollständig entfernt. Es folgt die Anwendung einer rohrförmigen Gefäßprothese aus Kunststoff, die in einigen Fällen auch die Form des Buchstaben Y haben kann.
Die offene Operation erfordert zwingend eine Vollnarkose und einen meist mehrtägigen Aufenthalt auf der Intensivstation. Erst nach etwa zwei Wochen kann das Krankenhaus verlassen werden. Auch die Genesungsphase ist deutlich länger als bei einer Endoprothese. Die offene Operation ist aber heutzutage nur noch sehr selten notwendig, da sie von den minimalinvasiven Maßnahmen ersetzt wurde.
Leider kann die Operationsmethode nicht frei gewählt werden, sondern hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab. Ein Faktor ist die Form und Größe des Aorten-Aneurysmas sowie dessen genaue Lokalisation, ein anderer die persönliche Vorgeschichte des Patienten. Bei älteren Menschen mit vorliegenden Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen der Atemwege wird eine offene Operation weniger empfohlen. Die Gefahr von Komplikationen wie starken Blutungen oder einem Schlaganfall ist dann oft zu groß.
Doch auch die endovaskuläre Behandlung ist an Bedingungen geknüpft. Beispielsweise muss es eine passende Prothese für die Ausbuchtung geben, die mittels Katheter eingeführt werden kann, und die abgehenden Gefäße in der Nähe des Aorten-Aneurysmas müssen betrachtet und eingeschätzt werden. In einigen Fällen können aber auch Stentprothesen individuell für einen Patienten angefertigt und so die offene Operation vermieden werden.
Während Sie gegen genetische Faktoren wenig ausrichten können, lässt sich durch einen gesunden Lebensstil das Risiko für ein Aorten-Aneurysma senken. Dazu gehören zum Beispiel der Verzicht aufs Rauchen und die Behandlung von Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck.
Wer bereits ein Aorten-Aneurysma hatte, sollte regelmäßig zu den anschließenden Kontrolluntersuchungen gehen. Gerade jüngere Patienten werden im Nachgang per Ultraschall oder bei Bedarf mittels Magnetresonanztomografie untersucht, um zu prüfen, ob sich kein neues Aneurysma gebildet hat.
Wenn Sie zu den Personen gehören, die ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines Aneurysmas haben, ist eine Früherkennung mittels Ultraschall ratsam. Das gilt beispielsweise in den folgenden Fällen:
Letztlich können Sie ein Aneurysma nur durch die engmaschige Kontrolle beim Arzt vermeiden, da es meistens völlig symptomlos beginnt. Denken Sie daran: Je früher es erkannt wird, desto besser wird Ihre Prognose sein!