Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Die Arthrose ist die häufigste Ursache für Beschwerden im Bereich der Gelenke und der häufigste Grund für das Aufsuchen eines Orthopäden. Es handelt sich um eine Erkrankung des Gelenkknorpels, bei der dieser sukzessive geschädigt wird. Aus diesem Grund sind frühzeitige Therapien und vorbeugende Maßnahmen sehr wichtig.
Alle Informationen zu Arthrose sowie den Ursachen, der Symptomatik und einer optimalen Behandlung haben wir Ihnen hier kurz zusammengefasst.
INHALTSVERZEICHNIS

Bei einer Arthrose, die im Lateinischen auch als Arthrosis deformans bezeichnet wird, handelt es sich um eine degenerative und nicht-entzündliche Veränderung des Knorpels. Dadurch entsteht ein Gelenkverschleiß, der nicht nur schmerzhaft ist, sondern auch zu Bewegungseinschränkungen führen kann.
In der Folge kommt es auch zu Veränderungen an dem darunterliegenden Knochen. Üblicherweise tritt Arthrose als Alterserscheinung auf (primäre Arthrose), was stärker bei Frauen als bei Männern zu beobachten ist. Darüber hinaus kommen aber auch viele weitere Ursachen infrage, die von Fehlstellungen über einseitige Belastungen bis hin zu früheren Verletzungen des Gelenks reichen können (sekundäre Arthrose).
Eine frühe Therapie kann die Beweglichkeit der Gelenke erhalten und die Schmerzen reduzieren.
Die Frage danach, was tatsächlich ursächlich für einen Gelenkverschleiß ist, lässt sich nicht so einfach beantworten. So entsteht Arthrose primär durch zunehmende Abnutzung des Gelenkknorpels, was insbesondere dann der Fall sein kann, wenn das Gelenk über einen längeren Zeitraum stark belastet wird. Dadurch entstehen wiederum Knorpelschäden, die irreparabel sind. Ein gewisser Gelenkverschleiß ist mit zunehmendem Alter durchaus normal, kann aber durch verschiedene Faktoren begünstigt werden.
So kommen als Ursachen etwa ein zunehmendes Alter und eine Überbelastung infrage, die aus Übergewicht, Gelenkfehlstellung oder einer starken einseitigen Belastung bestehen kann. Gelenkinfektionen durch Bakterien können auch zu einer Zerstörung des Gelenkknorpels führen. Frakturen in der Nähe der Gelenke oder mit Gelenkbeteiligung führen häufig zu einer sog. posttraumatischen Arthrose. Chronisch entzündliche Gelenkerkrankungen (Rheuma) resultieren oft in einer Zerstörung des Gelenks.
Es hat sich außerdem gezeigt, dass Frauen häufiger an Arthrose erkranken als Männer. Inzwischen legen auch einige Studien nahe, dass es eine genetische Prädisposition für diese Erkrankung geben kann.
Je nach Lokalisation im Körper lässt sich Arthrose in unterschiedliche Formen einteilen. Häufig sind dabei vor allem die folgenden Klassifikationen:
Handelt es sich um eine Arthrose im Schultergelenk, wird sie mit dem Begriff Omarthrose bezeichnet. Üblicherweise entsteht ein solcher Gelenkverschleiß aus alten Verletzungen oder Vorerkrankungen wie Rheuma.
Arthrosen in den Fingergelenken werden danach benannt, in welchem der Gelenke sie sich tatsächlich befinden. Hierbei kann zwischen dem Daumensattelgelenk, den Mittelgelenken und den Endgelenken unterschieden werden. Ist die Erkrankung in den Endgelenken zu finden, wird sie als Heberden-Arthrose bezeichnet. In den Mittelgelenken heißt sie Bouchard-Arthrose und im Daumensattelgelenk handelt es sich um eine Rhizarthrose.
Im Handgelenk kommen Arthrosen zwischen dem Kahnbein und dem Vieleckbein vor, weshalb jeweils von einer Skaphotrapezial- oder STT-Arthrose gesprochen wird.
Handelt es sich hingegen um einen generellen Arthrose-Befall der Hände, welcher sich nicht auf eine einzelne Gelenkgruppe beschränken lässt, wird dies als Polyarthrose benannt. Als häufigstes Befallmuster gelten die Fingerend- und Fingermittelgelenke samt Daumengelenke und Heberden-Knoten.
Die Koxarthrose oder Coxarthrose bezeichnet die Arthrose des Hüftgelenks und gehört zu den häufigsten Formen.
Die Gonarthrose bezeichnet die Arthrose des Kniegelenks.
Die Arthrose des Großzehengelenks wird im fortgeschrittenen Stadium mit Einsteifung des Grundgelenks als Hallux rigidus bezeichnet.
Weitere Formen sind: Sprunggelenksarthrose, Iliosakralgelenksarthrose, Handgelenkarthrose (Radiocarpalarthrose), Ellenbogen-Arthrose (Cubitalarthrose) und Wirbelgelenksarthrosen (Spondylarthrose).
Die typischen Symptome, die bei einer Arthrose auftreten können, lassen sich nach dem Krankheitsfortschritt einteilen:
Am Anfang wird von frühen Leitsymptomen gesprochen, die lange Zeit unbemerkt bleiben können. Dazu zählen etwa ein Anlauf- und Ermüdungsschmerz nach längerer Belastung des betroffenen Gelenks. Hinzu kommen Schmerzen in der Endstellung des Gelenks sowie Schmerzausstrahlungen in das umgebende Körpergebiet. Ausserdem kommt es im Endstadium zu Einsteifungen der Gelenke mit herabgesetzter Beweglichkeit und Anschlussproblemen in den benachbarten Körperregionen (Rückenschmerzen bei fortgeschrittener Arthrose des Hüftgelenks).
In den späteren Leitsymptomen sind vor allem andauernde Schmerzen, Nachtschmerzen und fortlaufende Bewegungseinschränkungen der Gelenke spürbar, sodass eine Einschränkung im Alltag und in der Lebensqualität entsteht. Bei einer aktivierten Arthrose - also einer entzündlichen Episode des Gelenks - sind die üblichen Kardinalzeichen einer Entzündung zu finden (Schwellung, Rötung, Überwärmung, eingeschränkte Funktion).
Die Diagnostik einer Arthrose wird im Regelfall von einem Orthopäden durchgeführt und beginnt klassisch mit der Erhebung der Krankengeschichte des Patienten. Die typischen Leitsymptome deuten schnell auf eine Arthrose hin, was im Anschluss mit einer körperlichen Untersuchung und gegebenenfalls mit einer Bildgebung bestätigt wird.
Während bei der körperlichen Untersuchung insbesondere die Stellung, Funktion und Beweglichkeit des Gelenks beurteilt wird, schaut die Bildgebung mithilfe von Sonografie, Röntgen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztherapie (MRT) auf die folgenden Veränderungen:
die zumeist ungleichmäßig sind Verdichtungen des Knochengewebes unterhalb der Knorpelzone des betroffenen Gelenks (subchondrale Sklerose).
an den Gelenkflächen, die in Form von Knochenvorsprüngen, flächenmäßigen Verdichtungen oder Spornen auftreten können (Osteophyten).
im Knochen, durch die es zu einer Ausbildung von Geröllzysten beim Gelenk kommt.
In der Klinik für Unfallchirurgie/Orthopädie an den beiden Standorten Weilheim und Schongau werden jeweils sämtliche Verletzungen des Bewegungsapparates behandelt. Durch eine eng verzahnte interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kliniken für Anästhesie und Intensivmedizin, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie, Kardiologie und der Radiologischen Diagnostik können so selbst komplexe traumatologische Probleme in unserer Einheit therapiert werden
Die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie wird vom Chefarzt Dr. Thomas Löffler geleitet.
Tückisch am Krankheitsverlauf von Arthrose ist es, dass der Gelenkverschleiß schleichend beginnt und sich die Beschwerden zunehmend verschlimmern. Am Anfang steht ein Knorpelschaden, der sich im Laufe der Zeit zu einer degenerativen Veränderung des Gelenks entwickelt.
Nach der Klassifikation von Kellgren und Lawrence lässt sich Arthrose in die folgenden Stadien einteilen, die sich auch bei der Bildgebung des Gelenks abbilden lassen:
Während der Knorpel im Gelenk noch recht gesund und glatt aussieht, sind bereits erste strukturelle Veränderungen und Verdickungen sichtbar. Auch ist oftmals die Gelenkinnenhaut gereizt.
In diesem Stadium ist die Knorpeloberfläche aufgefasert und wirkt uneben. Es können geringe Gelenkspaltverschmälerungen und beginnende Osteophytenbildung beobachtbar sein.
Im dritten Stadium sind deutliche Unregelmäßigkeiten der Gelenkfläche sichtbar, die mit ausgeprägter Osteophytenbildung und Gelenkspaltverschmälerungen gekoppelt sind. Auch benachbarte Knochen unterliegen einer krankhaften Veränderung.
Im vierten und letzten Stadium fehlt die Knorpelschicht an machen Stellen gänzlich, was bis zu einer vollständigen Destruktion reichen kann. Darüber hinaus zeigen sich nicht selten Nekrosen, Deformierungen und Verdichtungen (subchondrale Sklerosierung) sowie Osteophyten.
Zerstörter Gelenkknorpel lässt sich nicht ersetzen. Deshalb geht es bei der Arthrosetherapie immer darum, den noch vorhandenen Knorpel zu erhalten. Allgemein gilt: Rauchen und übermässiger Alkoholgenuss sollten vermieden werden. Ein normales Körpergewicht sollte angestrebt werden.
Bei der Behandlung von Arthrose ist es wichtig, auf die Ursachen für den Gelenkverschleiß einzugehen. Üblicherweise wird bei Übergewicht eine Gewichtsabnahme empfohlen mit dosierten Belastungs- und Entlastungsphasen – z. B. Schwimmen und Radfahren. Um das Gelenk weiter zu schonen, werden Einlagenversorgungen vorgenommen, die beispielsweise aus Pufferabsätzen bestehen können.
Üblicherweise lassen sich physikalische, medikamentöse und operative Maßnahmen voneinander unterscheiden, die einzeln oder in Kombination miteinander angewandt werden können:
Wichtig ist die Symptomkontrolle mit Reduktion von Schmerz und die Erhaltung der Beweglichkeit. Mit Krankengymnastik, Muskelaufbau und Opimierung von Bewegungsabläufen kann dieses Ziel erreicht werden. Auch können Wärme, Moor-Packungen, Bäder und eine Behandlung mit Infrarotlicht sinnvoll sein, um die Schmerzen zu lindern. Bei einer aktivierten Arthrose sind hingegen Kryotherapie und kurzfristige Ruhigstellung angezeigt.
Medikamentös wird bei der Behandlung auf die Gabe von peripheren Analgetika mit antientzündlicher Wirkung gesetzt (sog. NSAR), die zur Linderung der Schmerzen beitragen und somit die Beweglichkeit des Gelenks wieder verbessern. Hierfür kommen zumeist Paracetamol oder Ibuprofen zum Einsatz.
Zusätzlich lassen sich schmerzlindernde Salben und Cremes direkt auf die betroffenen Stellen auftragen. NSAR können bei längerer Einnahme aber gravierende Nebenwirkungen verursachen (Magen- Darm, Herz, Blutdruck, Gefässe). Aus diesem Grund sollte die Einnahme immer unter ärztlicher Kontrolle und nach Rücksprache erfolgen.
Spritzen in das Gelenk (z. B. Cortison) können im aktivierten Entzündungsstadium zu einer raschen Besserung der Beschwerden führen.
Ist die Arthrose aufgrund einer Fehlstellung des Gelenks entstanden, kann der Krankheitsverlauf durch eine Korrekturosteotomie verlangsamt werden. Hierbei werden die gelenkbildenden Knochen wieder in die richtige Achse gebracht, sodass die Belastung vom geschädigten Knorpel reduziert wird. Arthrose kann operativ auch dadurch behandelt werden, dass im Zuge einer meist arthroskopischen Lavage lose Knorpel- und Gewebefasern herausgespült werden und entzündete Gelenkinnenhaut entfern wird.
Beim Debridement (Chondroplastik) werden raue Knorpeloberflächen operativ geglättet, was die Beweglichkeit erhöhen und den Schmerz reduzieren kann.
Am Ende der Erkrankung kommt oft nur noch der Gelenkersatz (Endoprothese) infrage. Manche Gelenke lassen sich nicht mit einem Kunstgelenk ersetzen (z. B. das untere Sprunggelenk). Da hilft oft nur die operative Versteifung, was den Patienten aber nicht wesentlich beeinträchtigt.