Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Die Bauchspeicheldrüse als eine der größten menschlichen Drüsen ist essentiell für die Gesundheit. Unglücklicherweise wird das nur rund 70 Gramm leichte Organ von verschiedenen Krankheiten bedroht, Bauchspeicheldrüsenkrebs und die akute oder chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung. Viele der Erkrankungen verursachen keine oder nur unspezifische Symptome und werden daher oft zu spät erkannt. Doch ein gesunder Lebensstil mit mäßigem Alkoholkonsum kann den Krankheiten der Bauchspeicheldrüse vorbeugen.
Wir zeigen in unserem Ratgeber, wie wichtig die Funktion der Bauchspeicheldrüse ist, wo sie sich im Körper befindet und was ihr gut tut.
Inhaltsverzeichnis:
Die Bauchspeicheldrüse markiert trotz der gefühlt geringen Maße eine der größten Drüsen innerhalb des menschlichen Körpers. Zudem ist sie für die Produktion bestimmter Hormone verantwortlich. Das Organ weist eine Länge von 13 bis 20 Zentimetern und ein Gewicht von 70 bis maximal 100 Gramm auf.
Der Fachbegriff für die Bauchspeicheldrüse lautet Pankreas. Der Name stammt aus der griechischen Sprache und bedeutet so viel wie alles (pan) und Fleisch (kreas). Die erste Beschreibung des Organs geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Damals wurde jedoch noch angenommen, dass der Bauchspeicheldrüse keine besondere Funktion zukommt. Erst im späten 19. Jahrhundert deckte der Pathologe Paul Langerhans auf, dass die rund drei Zentimeter dicke Drüse teilweise für die Hormonproduktion verantwortlich ist. Daher heißt ein Teil der Bauchspeicheldrüse bis heute „Langerhans-Inseln“.
Die Bauchspeicheldrüse befindet sich zwischen dem Magen und der Wirbelsäule, unterhalb des Zwerchfells. Sie wird vom Bauchfell überzogen und in drei Abschnitte unterteilt:
Fun Fact: Optisch würde die Bauchspeicheldrüse in ihrer Form eines Blattes oder auch der menschlichen Zunge ähneln.
Die Funktion der Bauchspeicheldrüse umfasst gleich zwei wichtige Prozesse - die Produktion von Hormonen zur Regulierung des Blutzuckerspiegels und die Entwicklung von Verdauungssäften für den Darm. Aufgrund dieser beiden Funktionen der Bauchspeicheldrüse gibt es auch zwei verschiedene Arten von Gewebe innerhalb der Drüse. Sie werden als "endokrines Gewebe" und „exokrines Gewebe“ beschrieben.
Im endokrinen Gewebe befinden sich die Langerhans-Inseln, die nach ihrem Entdecker benannt wurden. Sie bilden die Hormone Insulin und Glukagon, die sich auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Insulin wird über das Blut in die Leber transportiert und ermöglicht darin die Zuckeraufnahme von den Zellen.
Sobald eine der Funktionen der Bauchspeicheldrüse ausfällt – oder sogar beide – hat dies lebensbedrohliche Folgen.
Zu den häufigsten Krankheiten der Bauchspeicheldrüse zählt Diabetes mellitus. Vergleichsweise selten tritt Bauchspeicheldrüsenkrebs auf, der dafür aber oft tödlich verläuft. Außerdem kann die Bauchspeicheldrüse entzündet sein. Es gibt eine akute und eine chronische Form der Bauchspeicheldrüsenentzündung, die sich in Form von unterschiedlichen Symptomen zeigen. Aber: Nicht immer verursacht die Bauchspeicheldrüse Schmerzen, wenn eine Erkrankung besteht.
Die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus gliedert sich in zwei Typen:
Typ-1-Diabetes
Diese Form der Krankheit sorgt dafür, dass kein Insulin mehr gebildet werden kann. Das liegt an einer Autoimmunreaktion des Körpers. Die insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse werden zerstört und können ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen. Typ-1-Diabetes beruht wahrscheinlich auf genetischen Faktoren.
Typ-2-Diabetes
Bei dieser Diabetes-Erkrankung verliert Insulin seine Wirkung. Die Unempfindlichkeit des Körpers gegenüber Insulin beruht auf einem Überangebot. Typ-2-Diabetes wird oft durch Faktoren wie Übergewicht, eine ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel ausgelöst.
Häufige Symptome der Erkrankung Diabetes mellitus sind:
Die Behandlung sieht einerseits eine Ernährungsumstellung, andererseits mehr Bewegung und Sport im Alltag vor. Diese Maßnahmen eignen sich im Übrigen auch zur Vorbeugung von Diabetes mellitus. Weiterhin können blutzuckersenkende Medikamente oder die Vergabe von Insulin (meist in Form von Spritzen) zum Einsatz kommen, um die Stoffwechselerkrankung zu therapieren.
Tritt ein bösartiger Tumor an der Bauchspeicheldrüse auf, spricht der Mediziner von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Die Krankheit ist vergleichsweise selten; nur etwa 16 von 100.000 Personen sind deutschlandweit pro Jahr betroffen. Risikofaktoren sind ein bestehender Diabetes mellitus sowie Fettleibigkeit und erhöhter Alkoholkonsum. Insgesamt sind ältere Menschen häufiger betroffen, Männer zudem öfter als Frauen.
Das Gefährliche an der Krankheit: Viele Patienten bleiben lange Zeit beschwerdefrei. In einem späteren Stadium gehen Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs außerdem meist davon aus, dass die Bauchspeicheldrüse entzündet ist. Denn zu den ersten Symptomen gehören Schmerzen der Bauchspeicheldrüse bzw. des Oberbauchs sowie Gelbsucht, die durch gelb verfärbte Schleimhäute und Augäpfel erkannt werden kann. Diese sind auch bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung möglich.
Hinzu kommen Beschwerden wie:
Wird der Krebs früh genug erkannt, kann er durch eine Operation entfernt werden. Zudem kommen Behandlungsmethoden wie eine Chemotherapie oder Bestrahlung in Frage. Ab einem gewissen Stadium verläuft die Krankheit jedoch tödlich. Dann wird lediglich eine Schmerztherapie vorgenommen.
Ist die Bauchspeicheldrüse entzündet, besteht für den Patienten ebenfalls Lebensgefahr. Dann treten Symptome wie Schmerzen um die Bauchspeicheldrüse und den Oberbauch sowie Übelkeit auf. Auch Fieber, Gelbsucht, ein aufgeblähter Bauch und eine blaue Verfärbung der Haut sprechen mitunter dafür, dass die Bauchspeicheldrüse entzündet ist.
Ursachen für die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung sind unter anderem:
In einigen Fällen gibt es jedoch keine erkennbare Ursache. Dann werden ungünstige Faktoren im Lebensstil vermutet. In jedem Fall bedarf eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung einer zeitnahen Therapie, da schwere Komplikationen drohen. Viele Patienten müssen sogar auf der Intensivstation behandelt werden. Medikamente der Wahl dienen der Schmerztherapie und wirken krampflösend, zudem wird die Flüssigkeitszufuhr durch die Behandlung im Krankenhaus sichergestellt. Auch die Bekämpfung einer bakteriellen Infektion durch Antibiotika kann erfolgen.
Die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung umschreibt den wiederkehrenden Fall der entzündeten Bauchspeicheldrüse. Sie wird in den meisten Fällen durch starken Alkoholkonsum ausgelöst; seltener durch Stoffwechselerkrankungen, genetische Defekte oder auch Medikamente.
Die Symptome unterscheiden sich vom Beschwerdebild der akuten Form der Entzündung. Sie reichen von Müdigkeit über Gewichtsverlust bis hin zu Gangunsicherheiten. Sie schränken die Lebensqualität stark ein - insgesamt kann die Krankheit auch die Lebenserwartung verkürzen.
Die Behandlung sieht in erster Linie Alkoholabstinenz und den Umstieg auf eine gesunde Ernährung vor. Alkoholabhängige Menschen müssen dafür zunächst einen entsprechenden Entzug machen. Auch Medikamente zur Schmerzlinderung während der akuten Phasen kommen zum Einsatz. Zudem können Injektionen mit Vitamin A oder D erfolgen, um die Verdauung über den Darm zu umgehen, die bei Patienten mit chronisch entzündeter Bauchspeicheldrüse eingeschränkt sein kann.
Die Klinik für Innere Medizin Schongau bietet das gesamte Spektrum internistischer Behandlungen an. Arbeitsschwerpunkte sind die Therapie von Erkrankungen des Verdauungstrakts (Gastroenterologie) und der Leber. Zudem ist unser Team spezialisiert auf Lungenerkrankungen (Pneumologie).
Neben dem Anspruch, immer die höchste medizinische Qualität zu garantieren, legen die Ärzte und Pflegekräfte großen Wert auf einen persönlichen Umgang mit den Patienten. Denn die langjährige Erfahrung zeigt, wie wichtig und heilungsfördernd ein enges, vertrauensvolles Verhältnis zwischen medizinischem Personal und Patient ist.
Um die Bauchspeicheldrüse vor Schmerzen und Krankheiten zu bewahren, sollte größtenteils auf fettreiche Ernährung verzichtet werden. Fettige Lebensmittel wie ein deftiger Schweinebraten können die fettverarbeitenden Enzyme im Körper schnell überlasten und in der Folge zu Problemen führen. Auch eigentlich wenig problemverursachende Gallensteine können durch eine zu fetthaltige Ernährung oder sehr opulente Speisen „angeregt“ werden.
Ebenso ist erhöhter Alkoholkonsum schädlich. Das gilt sowohl für spontane Trinkaktionen als auch für den chronischen Alkoholgenuss. Die Kombination aus fettigem Essen und Alkohol ist für die Bauchspeicheldrüse besonders gefährlich.
Ernährung und Abstinenz: Das tut der Bauchspeicheldrüse gut!
Umgekehrt kann eine fettarme und ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse für einen gesunden Körper und folglich auch eine gesunde Bauchspeicheldrüse sorgen. Besonders empfehlenswert für die Stärkung des Organs sind Bitterstoffe in Lebensmitteln. Sie helfen dabei, die Verdauung anzuregen.
Die Bitterstoffe stecken beispielsweise in:
Angeblich soll auch Kürbis für die Bauchspeicheldrüse wertvoll sein. Durch die enthaltenen Enzyme kann das Organ entlastet werden, was bei der Regeneration geschädigter Zellen der Bauchspeicheldrüse unterstützend wirken kann.
In puncto Alkoholkonsum gilt: Mindestens drei bis vier Tage Abstinenz sind nach jedem "alkoholischen Abend" angeraten. So kann sich der Körper in Ruhe regenerieren. Am besten ist es natürlich, vollständig auf Alkohol zu verzichten.
Trotz dieser Tipps können leider nicht alle Bauchspeicheldrüsen-Krankheiten verhindert werden. Um sie zumindest frühzeitig zu erkennen, lohnt sich ein regelmäßiger Check beim Hausarzt - gerade bei Risikopatienten, zum Beispiel Personen mit einem geschwächten Immunsystem, bestehenden Stoffwechselerkrankungen oder Alkoholabhängigkeit.
Während der Untersuchung wird der Patient abgetastet, um mögliche Schmerzen der Bauchspeicheldrüse oder des Oberbauches zu diagnostizieren. Mitunter kommen auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall zum Einsatz, sofern sich der erste Verdacht erhärtet. Bei bereits bestehenden Symptomen, die auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Bauchspeicheldrüsenkrebs hinweisen, ist auch eine Blutuntersuchung möglich.
https://women-at.work/so-haeltst-du-deine-bauchspeicheldruese-gesund/
https://bauch.ksb.ch/die-behandlung/bauchspeicheldruese-fakten/
http://www.vitanet.de/diabetes/was-ist-diabetes
https://www.netdoktor.de/krankheiten/diabetes-mellitus/
https://www.netdoktor.de/krankheiten/bauchspeicheldruesenkrebs/
https://www.netdoktor.de/krankheiten/bauchspeicheldruesenentzuendung/
https://www.netdoktor.de/krankheiten/bauchspeicheldruesenentzuendung/chronische-pankreatitis/