Im Zentrum für Altersmedizin am Krankenhaus  Schongau erfolgte am 16. und 17.06.2016 ein Überwachungsaudit. Die Klinik für Geriatrie war vor einem Jahr zertifiziert worden. Die Akutgeriatrie ergänzt die seit 1998 bestehende Rehabilitationsgeriatrie, beide zusammen bilden die Klinik für Geriatrie/Zentrum für Altersmedizin unter Leitung von Chefarzt Dr. Hans-Christian Sänger. Unterstützt wird dieser durch den ltd. Oberarzt Sebastian Mühle, der gleichzeitig Stellvertreter des Chefarztes ist,  sowie durch den Oberarzt Hr. Michael Roth.

„Altersmedizin ist ein Bereich der Medizin, der in Deutschland im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern oder auch im Vergleich zur USA noch großen Entwicklungsbedarf hat und gleichzeitig stark wächst“, stellt Dr. Hans-Christian Sänger fest.

„Die 24 Betten in der Akutgeriatrie und 30 Betten in der geriatrischen REHA sind fast immer belegt“.

Eine Besonderheit der Klinik Schongau ist das Vorhandensein beider Teilbereiche unter einem Dach. Das spezielle Schongauer Angebot besteht darin, dass in der Notaufnahme bereits ein Screening stattfindet, ob ein akut erkrankter älterer Patient idealerweise in der Akutgeriatrie oder einem anderen Fachbereich erstbehandelt wird.
Es besteht auch die Möglichkeit der Erstversorgung, z. B. Herzkatheter in der kardiologischen Abteilung in Weilheim und daraufhin der Verlegung in die Akutgeriatrie, bzw. der Erstversorgung einer Fraktur in der chirurgischen Abteilung mit anschließender Weiterbehandlung in der Akutgeriatrie.

Ist der Patient dann nach ca. 14-tägigem Aufenthalt in der Akutgeriatrie nicht mehr krankenhauspflichtig, besteht die Möglichkeit der Weiterverlegung zur Förderung von Selbständigkeit und Mobilität in die Geriatrische Rehabilitation. Hier dauert der Aufenthalt in der Regel 21 Tage.

Das Besondere in der geriatrischen Medizin ist die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen innerhalb eines geriatrischen Teams. Alle Teammitglieder tauschen sich regelmäßig aus, so ist jeder über den aktuellen Stand des Patienten über seinen Fachbereich hinaus informiert. Aus diesen multiplen Informationen entsteht ein ganzheitliches Bild und der Patient und seine Angehörigen können beraten werden, wie die ideale Weiterversorgung des älteren Menschen zuhause gestaltet werden kann.

Eine weitere Besonderheit in der geriatrischen Medizin ist neben der bekannten Krankenhausmedizin mit der gesamten Diagnostikmöglichkeit die gleichzeitige rehabilitative Therapie möglichst vom ersten Krankenhaustag an. Hier ist die rehabilitativ geschulte Pflege beteiligt, weiterhin sind die Bereiche Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Sozialarbeit, Psychologie und physikalischen Therapie involviert. Gelenkt und supervidiert wird der gesamte Prozess bei den oft schwer erkrankten Patienten durch einen Arzt, der in der Regel Internist ist mit dem Teilgebiet Geriatrie.

Im Landkreis Weilheim-Schongau ist die Gruppe der 80 bis 89-jährigen nach einer Prognose des Landratsamtes, die relativ am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe. Dies ist in den anderen Bereichen Bayerns ähnlich.

„Die Krankenhaus GmbH hat auf diese Prognose reagiert und bietet neben der Gastroenterologie, Kardiologie, Unfallchirurgie, Viszeralchirurgie, Schmerztherapie etc. mit der Geriatrie auch ein spezielles Angebot für den älteren erkrankten Menschen an“, sagt Geschäftsführer Thomas Lippmann, „ es entspricht unserem Ziel einer patientennahen Versorgung im Landkreis, die medizinisch einem hohen Anspruch genügt“.

 

Geriatrische Medizin

Die Geriatrische Medizin wurde begründet von dem Österreicher Ignaz Nascher, der in die USA emigrierte und bereits 1914 das erste geriatrische Lehrbuch herausgab.

In England wurde die Geriatrie Ende des 2. Weltkrieg etabliert, in den skandinavischen Ländern, in den Niederlanden und in der Schweiz (hier gibt es sogar einen eigenen Facharzt für Geriatrie!), in den 50er Jahren.

In Deutschland wurde die Geriatrie erst so richtig populär, als die damalige Bundesgesundheitsministerin Prof. Dr. Dr. Ursula Lehr, 1989 die sozialgesetzliche Forderung „Rehabilitation vor Pflege“ formulierte.

Daraufhin beschloss der Deutsche Ärztetag 1992 die Möglichkeit der ärztlichen Weiterbildung „Klinische Geriatrie“.

Aufgrund politischer Vorgaben gab es in Bayern die Geriatrie bis 2009 jedoch weiterhin nur im Rehabilitationsbereich, während im übrigen Bundesgebiet auch Akutgeriatrien, d. h. Geriatrien innerhalb eines Akutkrankenhauses bestanden.

Gemäß einem Beschluss des Krankenhausplanungsausschusses Bayern von 2009 gibt es seitdem auch Akutgeriatrie in bayerischen Krankenhäusern und seit 2015 auch im Krankenhaus Schongau innerhalb der Krankenhaus GmbH.

Mittlerweile hat die Anzahl der Akutgeriatrien in Bayern die Anzahl der Rehageriatrien übertroffen, so gibt es laut Internetseite des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege bereits 78 Abteilungen für Akutgeriatrie mit über 1.800 Betten, 20 weitere Einrichtungen seien laut Auskunft der Staatsministerin Melanie Huml beantragt. Diesen stehen 67 stationäre geriatrische REHA-Einrichtungen mit ca. 2.700 Betten gegenüber.