Was ist ein Leistenbruch?

Der Leistenkanal ist ein etwa 4 bis 5 cm langer Kanal, der die Bauchwand in der Leistengegend durchzieht. Durch ihn verlaufen beim Mann der Samenstrang mit dem Samenleiter und bei der Frau das runde Mutterband (eines der Bänder, die die Gebärmutter im Becken fixieren). Die Leistenregion ist anatomisch betrachtet eine natürliche Schwachstelle der Bauchwand. Diese Schwachstelle in der Bauchwand kann sich ausweiten. So entsteht eine Bruchpforte, durch die Bauchfell (Bruchsack) aber auch Eingeweide z.B. Darm (Bruchinhalt) nach außen hervortreten können.

Wer ist davon betroffen?

Weltweit werden jährlich ca. 20 Mio. Operationen wegen Bauchwandbrüchen durchgeführt, davon ca. 350.000/Jahr in Deutschland.

Allein 275.000 Operationen werden durch einen Leistenbruch indiziert, damit ist dies die häufigste Bruchlokalisation.

Risikofaktoren für einen Leistenbruch sind:

  • Männliches Geschlecht (27% der Männer und 3% der Frauen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Hernie im Leistenbereich)
  • Familiäre Disposition
  • Bindegewebsschwäche
  • Hernie auf der Gegenseite in der Vergangenheit
  • Alter >65.Lebensjahr
  • Erhöhter intraabdomineller Druck (z.B. COPD, …)

 

Wie erkennt man einen Leistenbruch?

Der Patient bemerkt meist eine wiederkehrende Schwellung im Bereich der Leiste, evtl. auch mit Symptomen, welche oft als Ziehen, oder als unangenehmes Druck-/Fremdkörpergefühl beschrieben werden.

Die Beschwerden können in das Genital ausstrahlen und sich bei Anstrengung wie z.B. Heben schwerer Lasten verstärken.

Z.T. wird eine Leistenhernie auch bei Routineuntersuchungen, ohne Symptome beim Arzt festgestellt, dann sprich man von asymptomatischer Hernie.

Sehr starke Schmerzen im Leistenbereich mit Schwellung deuten auf eine Einklemmung des Bruchinhalts hin. In diesem Fall besteht ein medizinischer Notfall und eine Behandlung muss innerhalb von 6 Stunden erfolgen, um ein Absterben der zumeist betroffenen eingeklemmten Darmschlingen zu vermeiden.

Klinisch wird die Diagnose i.d.R. durch Anamnese und körperliche Untersuchung, also Betasten der Leiste gestellt, selten ist eine Ultraschalluntersuchung oder die Durchführung einer CT/MRT-Untersuchung notwendig. Dies kommt evtl. bei den etwas schwieriger zu diagnostizierenden Schenkelhernien zum Einsatz, welche prozentual häufiger bei Frauen auftreten.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Eine Hernie muss immer operiert werden, da sich die Bruchpforte nie von selbst verschließen wird. So kann die gefährliche Einklemmung von Eingeweiden vermieden werden. Der Einsatz von konservativen Therapien wie das Tragen von Bruchbändern (eine gürtelähnliche Vorrichtung, die die Eingeweide im Bauch zurückhalten soll) hat sich nicht nur als wenig hilfreich, sondern sogar als schädlich erwiesen. Beim Einsatz von Bruchbändern kann sich die Bauchmuskulatur zurückbilden und die Bauchdecke instabiler werden, sodass sich die Gefahr weiterer Brüche erhöht. Außerdem kommt es zu unter Umständen erheblichen Druckverletzungen an der unter dem Bruchband liegenden Haut.

Wie wird operiert?

Das Prinzip der Leistenbruch-Operation ist das Zurückverlagern des Bruchinhaltes in den Bauchraum, der Verschluss der Bruchpforte und die Stabilisierung des Gewebes.

Welche Operationsform am besten geeignet ist, hängt von der Art und Ausprägung des vorliegenden Bruches sowie von der Alltagsbelastung und vom Alter des Patienten ab. In der präoperativen Untersuchung wird gemeinsam mit dem Patienten das für den Patienten optimale Verfahren festgelegt und besprochen. Um für jeden Patienten ein maßgeschneidertes Verfahren anbieten zu können, stehen uns mehrere Verfahren zur Verfügung.

Bei jüngeren Männern und kleinen Leistenbrüchen kann ein offenes Operationsverfahren über einen 5-8cm großen Leistenschnitt, bei dem die Bruchlücke mit körpereigenem Gewebe verschlossen wird, durchgeführt werden.

In den meisten Fällen ist die Verstärkung des Gewebes mit einem Kunststoffnetz sinnvoll. Diese werden seit vielen Jahren verwendet und sind sehr gut verträglich.

Bei der Operation nach Lichtenstein wird das Kunststoffnetz durch einen 5-8 cm großen Leistenschnitt eingebracht werden. Diese Operation kann ambulant erfolgen und wird bei einseitigen Leistenbrüchen oder bei Rezidiven nach Minimalinvasiven Verfahren empfohlen.

Als Minimalinvasives Verfahren bieten wir eine Transabdominelle Präperitoneale Netzimplantation (TAPP) an. Hierbei wird der Leistenbruch über drei kleine Incisionen operiert. Das Netz wird faltenfrei über den Bruch platziert und das Bauchfell darüber verschlossen, damit kein Kontakt zum Darm besteht und es hier nicht zu Verklebungen kommen kann. Beidseitige Brüche können über denselben Zugang versorgt werden. Auch kann in dieser Technik die bei Frauen häufigerer und gefährlichere Schenkelhernie mitverschlossen werden. Daher ist dieses Verfahren optimal, um beidseitige Hernien, Hernien bei Frauen sowie Rezidive nach offenen Leistenbruchoperationen zu operieren. Dieses Verfahren wird bei uns auch als Roboter assistiertes Verfahren durchgeführt, sodass wir unseren Patienten den neuesten Standard der Technik anbieten können.

Gibt es Möglichkeiten der Prävention?

Leider kann man die Entstehung eines Leistenbruchs nicht verhindern. Übergewicht begünstigt die Entwicklung von Brüchen jeder Art natürlich.

Eine ausreichende körperliche Schonung nach einer Leistenbruchoperation unabhängig von der Operationsmethode, gibt dem Körper die Möglichkeit eine tragfähige Narbe zu bilden und beugt somit dem Rezidiv des Leistenbruches vor.

Warum qualitätsgesicherte Hernien-Chirurgie mittels Qualitätssicherungsstudie Herniamed?

Oberärztin Dr. Barbara Wagner sowie Oberarzt Christian Wutz wurde das Qualitätssiegel Qualitätsgesicherte Hernien Chirurgie von der Deutschen Herniengesellschaft verliehen.

Grundvoraussetzungen sind die Teilnahme an der Deutschen Qualitätssicherungsstudie Herniamed, eine Mindestzahl von min. 30 Hernien im Jahr, die wir bei weitem übertreffen, sowie die Mitgliedschaft in der Deutschen Herniengesellschaft sowie regelmäßige verpflichtende Fortbildungen der Chirurgen.

Die Qualität in der Hernienchirurgie kann nur gesichert bzw. verbessert werden, wenn der Operateur zum einen alle wesentlichen Angaben zu seinen Hernienpatienten und deren Erkrankung schriftlich festhält, zum anderen, wenn er das langfristige Ergebnis seiner Operationen kennt. Aus diesem Grunde haben sich in der Hernienchirurgie erfahrene Chirurgen zu der gemeinnützigen Gesellschaft Herniamed zusammengeschlossen und sich hier im Rahmen eines freiwilligen Qualitätssicherungsprojektes verpflichtet, sämtliche in ihrer Klinik operierten Hernienfälle genau zu dokumentieren und die erhobenen Daten einer wissenschaftlichen Auswertung zuzuführen. In Deutschland Österreich und der Schweiz nehmen über 400 Zentren teil und es sind weit über 200.000 Patienten datenschutzkonform erfasst.

Durch unsere Teilnahme an der Qualitätssicherungsstudie Herniamed kontrollieren und vergleichen wir die Qualität unserer Hernienversorgung und helfen die Versorgung deutschlandweit zu überprüfen und zu verbessern.

Die daraus gewonnenen Erkenntnisse kommen durch die intensive Fortbildung unserer Chirurgen zum Thema Hernien wieder unseren Patienten zugute.